Atembezogene Schlafstörungen

Atembezogene Schlafstörungen

Das vegetative Nervensystem

Man spricht dann von einer atembezogenen Schlafstörung, wenn es im Schlaf zu Störungen der regelmäßigen, durch das vegetative Nervensystem gesteuerten Atmung, kommt. Dabei unterscheidet man zwei Arten von Störungen:

1. die zentral verursachten Atempausen – dabei vergisst das Gehirn/vegetative Nervensystem vereinfacht gesagt zu atmen

2. die durch Einengung oder Verlegung der Atemwege (obstruktiv) verursachten Atemstörungen

Was passiert, wenn die Atmung in der Nacht unregelmäßig wird und das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird? Da der Körper einen solchen Notfall spürt, kommt es zu einer Weckreaktion (Arousal). Diese Weckreaktion führt zu einer Aktivierung der Gehirnaktivität und somit zur Störung der Schlafstruktur. Das Leitsymptom dieser Störungen ist bei der Mehrzahl der Patienten die Tagesmüdigkeit, obwohl der Patient anscheinend tief und fest durchschläft. Diese Patienten wachen am Morgen gerädert, meist mit trockenem Mund, aber auch Kopfschmerzen auf, und berichten, dass sie keinen erholsamen Schlaf hatten.

Der andere Teil der Patienten wird durch die Atempausen häufig bewusst oder unbewusst geweckt und klagt über Ein- und/oder Durchschlafstörungen. Dies ist allerdings der deutlich geringere Teil. Die atembezogene Schlafstörung kann durch ein ambulantes Screening leicht festgestellt werden und sollte bei allen Formen von Tagesmüdigkeit immer als Differenzialdiagnose berücksichtigt werden. Wesentliche Risikofaktoren für Atempausen sind Schnarchen und Übergewicht.

Die ICDS 2 kennt folgende atembezogene Atemstörungen:

Zentrale Schlafapnoe-Syndrome

  • primäres zentrales Schlafapnoe-Syndrom  
  • zentrales Schlafapnoe-Syndrom im Rahmen einer Cheyne-Stokes-Atmung
  • zentrales Schlafapnoe-Syndrom im Rahmen periodischer Atmung in großer Höhe
  • zentrale Schlafapnoe durch Medikamente, Drogen oder Substanzen
  • primäre Schlafapnoe in der Kindheit (früher: primäre Schlafapnoe bei Neugeborenen)
  • zentrale Schlafapnoe infolge Medikamenteneinnahme oder Gebrauch anderer Substanzen

Obstruktive Schlafapnoe-Syndrome

  • obstruktives Schlafapnoe-Syndrom
  • obstruktives Schlafapnoe-Syndrom in der Kindheit
  • schlafbezogene Hypoventilations-/Hypoxämiesyndrome
  • schlafbezogene nicht obstruktive alveoläre Hypoventilation, idiopathisch
  • kongenitales zentrales alveoläres Hypoventilationssyndrom

Diesen Syndromen ist gemeinsam, dass sie den Nachtschlaf dadurch stören, dass die Sauerstoffsättigung abfällt, der Körper eine Weckreaktion (Arousal) erfährt und der Patient von einem tiefen Schlafstadium in ein leichteres Schlafstadium oder in den Wachzustand befördert wird. Gerne treten diese Symptome auch im REM-Schlaf auf, da dort das gesamte vegetative Nervensystem in einem Ausnahmezustand ist. Dabei zeigen sich ein verringerter Muskeltonus und eine von Haus aus unregelmäßige Atmung. Die Differenzialdiagnose muss dem Schlafmediziner überlassen werden, und spielt für den Patienten eine untergeordnete Rolle. Viel interessanter ist die Art der Therapie.

Der Königsweg – und zugleich eine massiv die Intimsphäre des Patienten einschränkende Maßnahme – ist die Maschinenbeatmung. Je nachdem, ob die Ursache obstruktiv oder zentral verursacht ist, nutzt man heute verschiedene Beatmungstechniken. Dies kann eine einfache kontinuierliche Überdruckbeatmung (CPAP) sein (mit fest eingestelltem Beatmungsdruck), oder die sogenannte APAP-Technik, die bei jedem Atemzug den jeweils notwendigen therapeutischen Beatmungsdruck ermittelt und sich bei Bedarf zuschaltet, oder man nutzt sogenannte BIPAP-Geräte, die sich entsprechend der Ein- und Ausatmung im Druck anpassen. Zudem arbeitet man mit Auto-Servo-Geräten, die sich kontinuierlich an das Atembedürfnis des Patienten anpassen.

Diesen Geräten ist gemeinsam, dass sie mittels einer Atemmaske, die über Mund und Nase gelegt wird, oder auch nur über die Nasenatmung funktionieren. Die Geräte sind inzwischen relativ leise, der auftretende Luftstrom bedeutet allerdings immer auch eine Störung des Patienten. Die Maske kann zudem drücken. Es ist deshalb von großer Bedeutung, dass eine solche Behandlung intensiv mit dem Patienten geübt wird und viel Zeit auf die exakte Anpassung des benötigten Drucks und der Maske verwendet wird. Da sich hinter dieser durchaus sehr sinnvollen Behandlung eine große Industrie an Beatmungsfirmen entwickelt hat, tobt ein Preiskampf, der naturgemäß von den Krankenkassen, die Geld sparen wollen und müssen, angeheizt wird. Dieser Preiskampf schlägt sich zum Teil auf die Qualität der Anpassung und auf die Art des Services nieder. Dieses Vorgehen bedeutet im Zeitalter der Pauschalverträge manchmal, dass insbesondere Patienten mit komplizierteren Fragestellungen nicht mehr individuell genug betreut und angepasst werden können und somit aus Frustration ganz auf die Maschinenbeatmung verzichten, was wiederum eine anhaltende Störung der Befindlichkeit nach sich zieht.

Inwieweit die Atemstörungen außer der beschriebenen Tagesmüdigkeit und der Schlafstörung weitere Risikofaktoren wie zum Beispiel Hypertonie, erhöhtes Schlaganfallrisiko etc. nach sich ziehen, ist aufgrund der Studienlage nicht wirklich signifikant gesichert - es deutet aber vieles darauf hin, dass dies oft der Fall ist.

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