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Unter Parasomnien versteht man Verhaltensauffälligkeiten (motorische Phänomene), die auftreten, während der Mensch schläft. Diese Phänomene können den Schlaf stören und dadurch zu Durchschlafstörungen oder Tagesmüdigkeit führen. Sie sind zum Teil „spektakulär“ und finden deshalb größere Beachtung, als ihnen aufgrund ihrer Häufigkeit zustehen würde. Die wirkliche Ursache für das Auftreten dieser Ereignisse ist meistens nicht bekannt. Therapieprinzipien sind deshalb meist symptomatisch und versuchen das Auftreten zu verhindern. Einige dieser Störungen haben auch etwas Mystisches und Beängstigendes, da die Phänomene letztendlich in einem Zustand eingeschränkten oder veränderten Bewusstseins auftreten.
Die internationale Klassifikation der Schlafstörungen (ICDS-2) kennt folgende Phänomene:
Aufwach(Arousal)-Störungen aus dem Non-REM-Schlaf
REM-Schlaf-assoziierte Parasomnien
Andere Parasomnien
Früher wurden auch diese Phänomene den Parasomnien zugeordnet. Sie finden sich in der heutigen Klassifikation teilweise an anderer Stelle des ICDS 2. Der Einfachkeit halber belasse ich sie bei den Parasomnien, um das Suchen zu vereinfachen.
Schlaftrunkenheit entsteht nach dem Aufwachen und ist ein verlangsamter Bewusstseinszustand mit Einschränkung der kognitiven Leistungsfähigkeit. Die Patienten sind oft zeitlich und situativ desorientiert. Sie sind eingeschränkt aufnahmefähig, die Sprache kann verwaschen und schleppend sein. Häufig kann man dies bei Kindern beobachten, die aus dem Tiefschlaf geholt werden, sie können sich häufig nicht an diese Phasen erinnern. Bei ca. 17 % der Kinder kommt dies regelmäßig vor, aber auch 4 % der Erwachsenen leiden unter diesem Phänomen.
Als Schlafwandeln bezeichnet man einen Dämmerzustand, in dem Menschen ihr Bett verlassen und mehr oder weniger sinnvolle Handlungen unternehmen, ohne sich daran zu erinnern. Die Betroffenen befinden sich in einem der Hypnose ähnlichen Zustand, das Phänomen tritt aus dem Tiefschlaf heraus auf. Die Handlungen sind meist eher unspektakulär und reichen vom Sprechen im Schlaf und sich im Bett aufrichten bis hin zu Gängen zum Kühlschrank oder dem Verlassen der Wohnung. Meist erinnern sich die Betroffenen am nächsten Tag nicht an das Geschehen. Gelegentlich tritt Tagesmüdigkeit auf, dies ist aber nicht zwingend. Eigentlich ist Schlafwandeln ein eher harmloses Phänomen, welches die Betroffenen allerdings beunruhigt, da offensichtlich keine Kontrolle über das gezeigte Verhalten besteht. Dabei kann es zu Fehlverhalten kommen, dies ist aber sehr selten der Fall. Es gibt viele Geschichten und Mythen, die sich um das Schlafwandeln ranken. Bereits seit dem 18. Jahrhundert beschäftigte man sich wissenschaftlich mit dem Phänomen des Schlafwandeln Die Ursache ist bis heute unbekannt, bei Kindern nimmt man an, dass es an der mangelnden Hirnreifung liegt. Die Therapieansätze liegen auch eher in der Sedierung. Es gibt zudem Überlegungen über tiefenpsychologische Zusammenhänge.
Der Pavor nocturnus (nächtliche Angst) ist eine aus dem Tiefschlaf heraus auftretende nächtliche Panikattacke, die so lange anhält, bis der Patient vollständig erwacht ist. Er betrifft meist Kinder und kann mehrfach pro Nacht auftreten, naturgemäß eher in der ersten Nachthälfte, da es ein Tiefschlafphänomen ist. Das Kind ist dabei meist desorientiert, erkennt seine Umgebung nicht, ist panisch, ängstlich, schreit und schlägt um sich. Es ist erst aus der Situation zu holen, wenn es wirklich wach ist. Im Kindesalter stört dieses Phänomen durchaus den Schlaf und ist nicht ganz so harmlos wie es allgemein dargestellt wird, da es intensiv um die Verarbeitung von Angst geht. Meist verschwindet das Phänomen bis zum sechsten Lebensjahr. Es kann allerdings bis in das Erwachsenenalter fortbestehen. Auch hier kennt man die Ursache nicht. Man nimmt eine Reifungsstörung des Gehirns an. Tiefenpsychologisch betrachtet, ist das Thema Angst näher zu beleuchten. Da anzunehmen ist, dass ein Angstthema im Tiefschlaf verarbeitet wird, sollte man sich als Eltern oder als Betroffener auch dieses Themas annehmen. Je frühzeitiger in die nächtliche Attacke beruhigend eingriffen wird, desto kürzer dauert sie. Es kann also durchaus Sinn machen, in der Nähe eines betroffenen Kleinkindes zu schlafen, um sofort vor Ort zu sein. Differentialdiagnostisch ist an epileptische Anfälle (Frontallappenanfälle), insbesondere bei erstmaligem Auftreten im Jugend- und Erwachsenenalter zu denken.
Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung (auch Schenk-Syndrom, RBD „Rem-Sleep-Bahavioral Disorder“) ist typischerweise eine Erkrankung älterer Männer (90% Männer, Erkrankungsalter meist zwischen 40-70 Jahren) und weist auf eine beginnende degenerative Veränderung des Gehirns hin. Es gibt ein deutlich erhöhtes Risiko später an Parkinson oder der sogenannten Levy-Body-Demenz zu erkranken.
Die Symptomatik ist spektakulär, da die motorische Hemmung der Muskulatur im REM-Schlaf außer Kraft gesetzt ist. Die Patienten leben ihre Träume aus. Sie schreien, boxen, treten um sich und verlassen oder fallen aus dem Bett. Es besteht eine erhebliche Verletzungsgefahr. Meist sind es die Bettpartner, die die Symptome als erstes erleben und zu Recht beunruhigt sind. In meinem Berliner Schlaflabor gab es einen Patienten, der den Vorhang herunterriss, wild um sich schlug und mit einer imaginären Pistole schoss, weil er sich gegen mehrere geträumte Angreifer zur Wehr setzte.
Die Erkrankung ist ernst zu nehmen. Zur Diagnosesicherung ist eine Untersuchung in einem Schlaflabor sinnvoll, da dort das typische motorische Muster im REM-Schlaf gemessen werden kann. Die Behandlung erfolgt durch Gabe eines beruhigenden Medikamentes (Clonazepam), das die Motorik unterdrückt. Dies ist sinnvoll, wenngleich es sich nur um eine das Symptom unterdrückende Maßnahme handelt. Aus meiner Sicht ist bei Auftreten dieser degenerativen Erkrankung zusätzlich ein grundsätzliches Nachdenken über ein ganzheitliches Therapiekonzept angezeigt, da hier ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Parkinson und einer Demenz besteht. Man sollte sich daher dringend mit dem Thema Ernährung, gesunder Lebensführung und möglicher Ergänzung von Vital- und Mineralstoffen auseinandersetzen.
Die Schlaflähmung ist ein REM-Schlafphänomen (REM = Rapid-Eye-Movement = Traumschlaf). Im Traumschlaf ist bis auf die Augenmotorik die gesamte Willkürmotorik gelähmt, damit der Träumende die geträumten Bewegungen nicht durchführt. In der Übergangszone zwischen Wach- und Schlafzustand kann es beim Einschlafen und auch beim Aufwachen zum Auftreten des Phänomens kommen, was bei den Betroffenen Angst auslösen kann, da sie sich, obwohl sie wach sind, nicht bewegen können. Wer Pech hat, erlebt zusätzlich eine hypnagoge Halluzination, d.h. eine irreale Sinneswahrnehmung akustischer, visueller oder taktiler Art. Das heißt er sieht etwas Furchterregendes, hört Geräusche oder spürt Körpersensationen. Diese können dann durchaus in einem Traum enden.
In jedem Fall können sich die Betroffenen nicht bewegen, was als quälend empfunden werden kann. Das Erleben außerkörperlicher Erfahrungen oder auch der islamische Begriff Karabasan (ein Dämon, der auf die Brust drückt) und der europäische Begriff Nachtalb können mit diesem Zustand in Verbindung gebracht werden. Man nimmt an, dass bis zu 50 % der Bevölkerung einmal im Leben mindestens eine Schlaflähmung erleben. Die wichtigste therapeutische Intervention ist es, den Patienten darüber aufzuklären, dass dieser Zustand physiologisch auftreten kann und sofort verschwindet, wenn man komplett erwacht. Man braucht also Geduld und psychische Stabilität. Man kann üben, das Aufwachen zu beschleunigen, erzwingen lässt es sich nicht. Wenn man regelmäßig unter Schlaflähmungen leidet oder das quälende Element zu stark wird, sollte man einen Schlafmediziner aufsuchen, da sich hinter diesem Phänomen auch andere neurologische Erkrankungen wie z.B. eine Narkolepsie verstecken können. Wer in diesen Situationen unter Luftnot leidet, sollte eine Schlafapnoe ausschließen lassen. Eine medikamentöse Intervention ist selten notwendig.
Albträume kennen die meisten Menschen. Sie entstehen aus dem sogenannten REM-Schlaf heraus und kommen daher eher in der zweiten Nachthälfte vor. Man schätzt, dass etwa 5 % der Bevölkerung regelmäßig Albträume haben. Der Name leitet sich von dem „Alp“ ab, einem Nachtdämon aus der nordischen Mythologie, der sich nachts auf den Brustkorb des Betroffenen setzt und ihm den Atem raubt. Wenn sie regelmäßig Albträume haben und diese ihren Schlaf stören, sollten Sie zum Arzt oder Psychologen gehen. Denn regelmäßige Albträume können dazu führen, dass Sie Angst vor der Nacht entwickeln. Insbesondere Kinder können eine regelrechte Panik vor dem Einschlafen entwickeln, wenn sie nachts immer wieder furchtbare Dinge erleben. Die Träume sind immer mit negativen Emotionen wie Angst, Scham, Ekel oder „Verloren sein“ verbunden. Deren Themen sind z.B. Fallen, „Verlassen werden“, Tod, Flucht, Bedrohung, Versagen, Tiere und „Gelähmt sein“.
Dementsprechend reagiert unser vegetatives Nervensystem mit Herzklopfen und Schweißausbrüchen. Träume dienen zur Verarbeitung des am Tage Erlebten und zur Abspeicherung von Gedächtnisinhalten. Sie spiegeln also unser tägliches Leben. Wer unter Albträumen leidet, sollte sich fragen, inwieweit sich nicht das am Tag Erlebte, in den Träumen widerspiegelt. Dabei kann es sich aber durchaus auch um Traumata aus der Vergangenheit handeln, die nachts immer wieder an die Oberfläche kommen. Man weiß zum Beispiel, dass traumatisierte Patienten häufiger Albträume haben als gesunde Vergleichsgruppen und auch noch nach Jahren immer wieder von den gleichen Träumen heimgesucht werden. Es scheint auch eine genetische Häufung zu geben, wie eine finnische Zwillingsstudie belegt.
Ähnlich wie bei der Angst, scheint das Vermeiden der Auseinandersetzung mit diesem Thema das Problem eher zu verschlimmern. Als therapeutische Maßnahmen sind eher sogenannte „Coping-Strategien“, die vorsichtig an das Thema heran führen, hilfreich. Eine effektive Therapie ist z.B. die Imagery Rehearsal Therapie (IRT). Dabei werden die angstauslösenden Elemente des Traums im Gespräch mit dem Therapeuten durch weniger belastende Faktoren ausgetauscht und verändern so die nächtlichen Träume. Das Drehbuch des Traumes wird also einfach umgeschrieben. Wenn Sie also nicht mehr Opfer sind, sondern selbst zum Handelnden werden, können Sie den Traum verändern.
Ein aktives Eingreifen in das Träumen erlaubt auch das sogenannte lucide Träumen. Hierbei begibt sich der Proband aktiv in den Zustand des Träumens und lenkt seine Träume selbst. Am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim beschäftig sich der Forscher Michael Schredl seit Jahren intensiv mit dem Thema Träumen.
Die schlafbezogene dissoziative Störung beschreibt ein seltenes Phänomen welches in den Übergangsphasen der verschiedenen Schlafstadien zu Wach auftritt. Die Patienten sind in ihrem Bewusstsein, ihrer Wahrnehmung, ihrer Identität und in ihrer Gedächtnisleistung eingeschränkt, handeln aber durchaus sinnvoll. Die Patienten können die bis zu Stunden dauernden Episoden meist nicht erinnern und es besteht ein enger Zusammenhang zu psychiatrischen Erkrankungen, die mit Bewusstseinseinschränkungen am Tage einhergehen, zum Beispiel die dissoziative Fugue. Häufig liegen solchen Zuständen traumatische Erlebnisse in der Lebensgeschichte zum Beispiel ein sexueller Missbrauch oder andere Gewalteinwirkung zu Grunde. Differentialdiagnostisch muss an kleine epileptische Anfälle, sogenannte komplex fokale Anfälle, die auch aus dem Schlaf heraus auftreten können, gedacht werden.
Nächtliches Einnässen (Enuresis nocturna) oder Bettnässen ist nach dem sechsten Lebensjahr nicht mehr normal. Es kann zwar danach noch gelegentlich auftreten, dies sollte aber nicht mehr als zwei Mal pro Monat vorkommen. Man muss dabei beachten, dass sich die Sauberkeitserziehung durch die Nutzung der Wegwerfwindeln deutlich entspannt, aber auch zeitlich nach hinten verlagert hat. Man unterscheidet die primäre Enuresis (Kind war noch nie trocken) von der sekundären Enuresis (nach nächtlicher Kontinenz von sechs Monaten tritt erneut nächtliche Einnässen auf). Bei der primären Enuresis spielt vermutlich eine Störung der Hirnentwicklung bei der Steuerung der Blase und/oder der Regulation des sogenannten ADH (antidiuretisches Hormon) sowie die Regulation des Schlafes (meist tiefer Schlaf und schlechte Erweckbarkeit) eine wichtige Rolle. Psychische Faktoren stehen nicht im Vordergrund, sondern treten eher sekundär auf. Betroffene Kinder sollten einem spezialisierten Kinderarzt vorgestellt werden.
Bei der sekundären Enuresis stehen emotionale Stressreaktionen durch außergewöhnliche Belastungen z.B. Umzug, Trennung der Eltern, Geburt eines Geschwisterkindes, Überforderung in der Schule etc. im Vordergrund. Wenn ein Kind wieder anfängt einzunässen, sollte man behutsam nach den Ursachen forschen. Aus schlafmedizinischer Sicht halte ich insbesondere nächtliche Weckaktionen zur rechtzeitigen Blasenentleerung eher für unangebracht, weil sie das Kind mehr traumatisieren als der Sache nutzen. Es ist vielmehr sinnvoll, zunächst eine exakte Beobachtung durchzuführen und ein sogenanntes Blasentagebuch zu führen (wann Wasserlassen? welche Menge? Trinken wann und in welcher Menge? etc.). Vom Kinderarzt sollte die Genitalregion und eine Urinprobe untersucht werden, dann folgen spezialisierte Untersuchungen wie Urinflussmessungen, Ultraschall von Niere und Blase sowie eine Restharn- und ggf. eine ADH-Bestimmung. Therapeutisch wird der Trink- und Miktionsplan genutzt. Verhaltenstherapeutisch können ein Belohnungssystem, Biofeedbackmethoden zur Blasenentleerung sowie eine apparative Intervention (Klingelhose) hilfreich sein. Letztere ist relativ erfolgreich, bedeutet aber einen Eingriff in den Nachtablauf. Im Gegensatz zu Weckaktionen besteht allerdings ein direkter Zusammenhang mit dem Auftreten des Symptoms, was verhaltenstherapeutisch viel sinnvoller ist.
Beim nächtlichen Stöhnen handelt es sich um ein seltenes Phänomen bei dem die Betroffenen während des Ausatmen Stöhnen woraufhin eine tiefe Einatmung folgt. In der Literatur ist das Phänomen selten beschrieben, kommt aber vermutlich aufgrund der geringen Krankheitsrelevanz häufiger vor. Differenzialdiagnostisch besteht vermutlich eine relativ enge Beziehung zum Sprechen im Schlaf, aber es muss auch an epileptische Anfälle, Asthma oder ein zentrales Schlafapnoe Syndrom gedacht werden.
Das Symptom des explodierenden Kopfes (exploding Head Syndrom) beschreibt die Wahrnehmung eines lauten Knalls aus Schlaf heraus mit Erwachen. Es ist relativ selten. Das Auftreten der Wahrnehmung von Geräuschen ist zum Teil auch mit dem Auftreten von Einschlafmyoklonien verbunden.
Schlafbezogene Halluzinationen können sowohl beim Einschlafen (hypnagog) als auch beim Aufwachen (hypnopomp) auftreten. Beim Einschlafen sind sie häufiger und werden von bis zu einem Drittel der Bevölkerung einmal im Leben erlebt. Meist handelt es sich um sehr realistische, teilweise beängstigende im Wachen stattfindende Träume die sowohl visuell, akustisch als auch taktil wahrgenommen werden. Für sich alleine betrachtet, haben sie keinen großen Krankheitswert, sie können allerdings ein Hinweis auf eine beginnende degenerative Hirnerkrankung, eine beginnende Narkolepsie einen Suchtmittelmissbrauch oder auch einfach nur Schlafmangel sein. Eine allgemeine Behandlungsempfehlung gibt es nicht. Bei gehäuftem Auftreten sollte ein spezialisierter Arzt aufgesucht werden, der das Symptom in einem ganzheitlichen Kontext mit dem Patienten betrachtet.
Bei der schlafbezogenen Essstörung kommt es zu unkontrolliertem Essen aus dem Schlaf heraus. Meist können die Betroffenen die Episode gar nicht erinnern, sie sind auch in der Episode oft nicht erweckbar. Die meist jungen Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Häufig treten auch andere Parasomnien parallel dazu auf. Die Symptomatik kann verhaltenstherapeutisch durch Gabe kleiner Mahlzeiten vor dem Schlafengehen oder erschwertem Zugang beispielsweise zum Kühlschrank angegangen werden. Die von mir behandelten Patienten waren aber meist so „einfallsreich“ dass sie diese Hindernisse leicht aus dem Weg räumten, ja sogar die Wohnung verließen um nachts an der Tankstelle einzukaufen. Aus meiner Sicht handelt es sich eher um eine tiefer liegende psychische Essstörung bei u.U. ein tiefenpsychologscher Therapieansatz sinnvoll ist. Eine genaue Anamnese auch über das Essverhalten am Tag ist in jedem Fall angebracht.
Einschlafzuckungen (Einschlafmyoklonien) beim Einschlafen sind ein harmloses und sehr häufiges Phänomen. Es kommt zu einem kurzen Zucken meist aller Muskelgruppen beim Übergang von Wach- zum Schlafzustand. Selten können dabei auch Lichtblitze gesehen oder Geräusche gehört werden. Das Zucken hat keinen Krankheitswert, es kann gelegentlich das Einschlafen stören, weil der Betroffene durch das Zucken wieder geweckt wird. Dies ist allerdings selten. Etwa 70 % der Bevölkerung kennen gelegentliche Einschlafzuckungen.
Sprechen im Schlaf gehört ebenfalls in die Gruppe der Parasomnien. Im Grunde handelt es sich um den „kleinen Bruder des Schlafwandelns“, man nennt das Phänomen auch Somnolique. Das motorische Geschehen des Sprechens passiert nur im Schlaf. Meist sind es Satz- und Wortfetzen und meist sind diese unverständlich. Wenn man im Schlaf spricht, braucht man sich also keine Sorgen zu machen, dass der Bettpartner tiefgreifende persönliche Informationen erhält. Was an die Oberfläche kommt, sind Bruchstücke unserer verarbeitenden Träume oder Emotionen. Diese müssen nichts mit der Realität zu tun haben. Sprechen im Schlaf kommt in allen Schlafphasen vor, das liegt wohl daran, dass wir in allen Schlafphasen träumen können, auch im sogenannten nicht Traumschlaf (NonREM-Schlaf). Man schätzt, dass etwa die Hälfte aller Kinder zwischen drei und zehn Jahren im Schlaf spricht, bei etwa 5 % der Menschen hält dies auch im Erwachsenenalter an. Es ist ein harmloses Phänomen, die Ursache dafür ist unklar.
Erektionsstörungen im Schlaf fallen dadurch auf, dass Männer im REM-Schlaf meistens eine Erektion bekommen und zwar unabhängig davon, ob der Traum einen sexuellen Hintergrund hat. Die Erektionen treten ab der frühen Kindheit bis ins Greisenalter auch mehrfach pro Nacht auf und weisen auf einen funktionsfähigen Penis hin. Gelegentlich kann es dabei sogar zu einem Samenerguss kommen. Früher hat man so die Erektionsfähigkeit des Penis durch eine sogenannte phallographische Messung im Schlaflabor nachgewiesen, um organische von psychogenen Erektionsstörungen zu unterscheiden. Im Zeitalter von Viagra und ähnlichen potenzstärkenden Medikamenten ist diese Untersuchung in den Hintergrund getreten.
Von einer nächtlichen Erektionsstörung spricht man dann, wenn keine Erektion im REM-Schlaf auftritt (wobei die Nichtbeobachtung durch den Patienten noch nichts bedeuten muss, denn nur eine Messung kann darüber Aufschluss geben) oder diese schmerzhaft ist und der Patient davon erwacht. In letzterem Fall sollte man einen Urologen aufsuchen oder auch einen homöopathischen Behandlungsversuch mit Vitex agnus-castus (Mönchspfeffer) oder einem anderen homöopathischen Beruhigungsmittel versuchen. Im Übrigen haben auch Frauen im REM-Schlaf eine erhöhte Erregbarkeit der Vulva, der Vagina und der Klitoris.
Beim schlafbezogenen abnormen Schlucksyndrom handelt es sich um vermehrtes Schlucken von Speichel, Verschlucken und Husten im Schlaf. Als Symptom kommt es zum plötzlichen Erwachen mit Erstickungsgefühlen und damit zu Ein- oder Durchschlafstörungen. Therapeutisch ist eine HNO-Untersuchung sinnvoll. Die Einnahme von Medikamenten sollte kontrolliert werden. Eventuell kann ein speichelreduzierendes Medikament gegeben werden.
Bei der nächtlichen paroxysmale Dystonie kommt es zu abnormaler Muskelaktivität verschiedenster Muskelgruppen im Schlaf. Es sind vor allem abrupte kurze Bewegungen aus dem Schlaf heraus, die zum Aufbäumen des Körpers, Verdrehen von Extremitäten und Lautgebungen wie Schreien oder Stöhnen führen. Oft treten die Phänomene mehrfach pro Nacht auf. Differentialdiagnostisch muss an eine sogenannte Frontallappenepilepsie gedacht werden.
Das Phänomen tritt vor allem aus dem Tiefschlaf heraus auf. Solche Ereignisse sollten unbedingt in einem darauf spezialisierten Schlaflabor oder in einem Video-EEG Labor, möglichst in mehreren Nächten, untersucht werden, damit man das Phänomen genau beobachten und eine exakte Diagnose stellen kann.
Beim Syndrom des ungeklärten plötzlichen nächtlichen Todes handelt es sich um plötzliche Todesfälle gesunder, meist junger Erwachsener. Das Symptom tritt insbesondere bei Personen aus Südostasien vermehrt auf. Die Ursache ist eine zentralnervöse Fehlregulation, deren exakte Herkunft bisher nicht gefunden wurde.
Unter primärem Schnarchen versteht man laute Atemgeräusche der oberen Atemwege im Schlaf ohne Atempausen oder Atemabflachungen. Primäres Schnarchen kann aufgrund der damit erhöhten Anstrengung und auch der Störung des Nachtschlafs zur Tagesmüdigkeit führen und wird dann unter der Diagnose eines Upper-Air-Way-Resistance-Syndrom geführt. Eine CPAP-Beatmung kann dann, obwohl keine Atempausen auftreten, zur Beseitigung der Tagesmüdigkeit führen.
Genau wie bei Erwachsenen gibt es auch eine kindliche Schlafapnoe (siehe auch Schlafapnoe) mit gehäuften Atempausen. Hierbei ist eine HNO-Untersuchung sehr wichtig, da u.U. die Tonsillen (Mandeln) häufig die Atemwege behindern. In jedem Fall sollte ein Kind, bei dem nächtliche Atempausen beobachtet werden, einem darauf spezialisierten Kindersomnologen/HNO-Arzt vorgestellt werden und ggf. im Schlaflabor untersucht werden.
Das angeborenes zentrale Hypoventilationssyndrom wird auch als „Undines Fluch“ bezeichnet. In der Mythologie ist Undine eine Nixe, die ihren untreuen Mann dadurch tötet, dass er nur noch bewusst atmen kann, d.h. er stirbt, als er einschläft. Es handelt sich meist um Kinder, deren Atemregulation von Geburt an durch flache Atmung oder Atempausen so gestört ist, dass sie sich nicht adäquat mit Sauerstoff versorgen können. Meist ist die Atmung bereits im Wachzustand vermindert. Durch Durchblutungsstörungen im Hirnstamm kann ein derartiges Syndrom auch im Erwachsenenalter auftreten. Aufgrund der technischen Entwicklung der künstlichen Beatmung mit entsprechenden Heimgeräten ist die Überlebensrate dieser Kinder und die Chance auf eine normale Entwicklung relativ hoch.
Der plötzliche Kindstod (plötzlicher unerwarteter Tod von Kindern im Alter von 0-12 Monate) oder SIDS (=sudden infant death syndrome) wird in den verschiedensten Foren und einschlägigen Internetseiten ausreichend abgehandelt. Aus schlafmedizinischer Sicht kann ich dazu einige Details anführen. Das Symptom trat in den 1980er Jahren vermehrt auf, nachdem die Bauchlage bei Babys als besonders günstig für die Entwicklung und dem Schutz vor Ersticken an Erbrochenem angepriesen wurde. Erst als Studien belegten, dass Kinder, die viel in die Bauchlage gedreht wurden, ein erhöhtes Risiko hatten, zu versterben, kam man von dieser Unsitte wieder ab. Natürlich gibt es eine weitere Reihe von Risikofaktoren, die den plötzlichen Kindstod begünstigen, allen voran Frühgeburt, Alter der Mutter, Rauchen in und nach der Schwangerschaft, Drogenkonsum sowie alle die Atmung einschränkenden Gegenstände im Bettchen des Kindes (Kissen, Überwärmung, Kopfbedeckungen, Bauchlage).
In Deutschland starben 2014 immerhin noch 112 Säuglinge. Heute wird dringend dazu geraten, die Säuglinge auf dem Rücken liegen zu lassen, das Bett luftig zu gestalten (nicht zu viele Kuscheltiere und enge Nester, möglichst kein Kopfkissen) und das Kind im ersten Lebensjahr im Elternschlafzimmer (bei Temperaturen von 16-18 Grad) schlafen zu lassen. Der Atemrhythmus der Eltern stimuliert auch die Atmung des Kindes. Außerdem hat man deutlich mehr Kontrolle über das Kind, wenn es in der Nähe ist. Wer noch mehr Sicherheit will, kann sich ein Babyphone mit einer Matratzenmatte kaufen, die die Atmungsbewegungen überwacht. Dass es Sinn macht, einem kleinem Menschen, der aus der Geborgenheit des Mutterleibes kommt, insbesondere nachts Nähe und Sicherheit zu geben, leuchtet sicher auch nicht energetisch denkenden Menschen ein. Wenn das Kind gestillt wird, sinkt im Übrigen auch das Risiko des plötzlichen Kindstodes.
Der gutartige Schlafmyoklonus beim Neugeborenen äußert sich durch kurze Muskelzuckungen des Rumpfes und/oder der Glieder im Schlaf. Diese Muskelzuckungen sind für das Neugeborene harmlos. Im Rahmen der Hirnentwicklung können solche Phänomene im ersten Lebensjahr auftreten.
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