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Das Leben des Menschen unterliegt einem stetigen Rhythmus. Ähnlich wie das tägliche Leben durch den Wechsel der Jahreszeiten und dem Wechsel von hell und dunkel bestimmt wird, wechselt bei Menschen und Tieren der Bewusstseinszustand rhythmisch zwischen Wachzustand und Schlaf. Dieser Rhythmus ist – wie andere Körperrhythmen auch – im Wesentlichen durch den Tag-Nacht-Rhythmus synchronisiert. Wenn der Mensch zur Ruhe kommt, wird er müde und beginnt zu schlafen. Wenn er ausreichend geschlafen hat, wacht er wieder auf, fühlt sich erfrischt und kann sein Tagwerk beginnen. Dabei gilt: ohne Schlaf geht es leider nicht – wir müssen schlafen, sonst sterben wir. Der Rekord im „Nichtschlafen“ liegt bei etwa elf Tagen. Entzieht man Ratten konsequent den Schlaf, sterben sie. Schlaf ist also ein ebenso notwendiges wie durchaus angenehmes „Übel“.
Schlaf wurde früher als der kleine Bruder des Todes bezeichnet. Noch im Mittelalter schliefen die Menschen teilweise im Sitzen, weil sie Angst hatten, dass sie im Liegen sterben würden. Schlafen hat aber nichts mit dem Tod zu tun. Ganz im Gegenteil: Schlaf ist durchaus ein sehr aktiver Zustand, in dem sich unser Gehirn synchronisiert, in seiner Aktivität verlangsamt und dabei sehr wichtige Regenerationsvorgänge im Körper regelt. So werden in der Nacht die am Tag erlebten Ereignisse archiviert und verarbeitet. Der Stoffwechsel verlangsamt sich und das komplizierte Gebilde Mensch mit seinen Milliarden Zellen – inklusive dem überaus wichtigen Immunsystem – regeneriert sich.
In den sogenannten Traumphasen de-synchronisiert das Gehirn. Das heißt: die gesamte Motorik des Menschen wird aktiviert und gleichzeitig so lahmgelegt, dass der Mensch in seinen Träumen nicht davonlaufen kann. Diese Form des Schlafens – der sogenannte REM-Schlaf – dient vor allem dazu, Gedächtnisinhalte abzuspeichern und die emotionale Verarbeitung einzuleiten. Dabei kann bei älteren Menschen die REM-Schlaf-Verhaltensstörung auftreten: sie fangen an, ihre Träume im Bett auszuleben, sie sind sehr unruhig, schreien und treten ihren Bettpartner.
Je nach Veranlagung verbringen wir mehr als ein Drittel unseres Lebens im Schlafzustand. Um das Thema Schlaf ranken sich viele Mythen und Ängste und obwohl wir den Schlaf eigentlich nicht wahrnehmen können, weil das Bewusstsein ausgeschaltet ist, nimmt er in unserem Leben eine zentrale Rolle ein, insbesondere dann, wenn er gestört ist. Eine durchwachte Nacht wird von den meisten Menschen als äußerst unangenehm empfunden.
Auf dieser Internetseite möchte ich Ihnen wichtige Fakten liefern, die sie über den Schlaf wissen sollten. Ein gesunder Schlaf gehört nämlich ebenso zum Leben wie eine gesunde Lebensführung in Form von gesunder Ernährung, frischer Luft und körperliche Bewegung. Es ist mir wichtig, meinen Patienten vor Augen zu führen, dass sie mit dem kostbaren Gut Schlaf sorgsam umgehen müssen – auch wenn dieser anscheinend einer sehr ausgeprägten Selbstregulation unterliegt. Dennoch liegt die Ursache für einen gestörten Schlaf in sehr vielen Fällen bei uns selbst. Es kann aber auch einfach an schlechten äußeren Bedingungen liegen, die der eine oder andere Patient gar nicht mehr wahrnimmt. Gut schlafen – wie auch eine gesunde Lebensführung – hat vor allem etwas mit Achtsamkeit gegenüber unserem Körper zu tun.
Der Schlaf wird durch das vegetative Nervensystem gesteuert und unterliegt einem starken Automatismus. Greifen wir in diesen Automatismus ein, bezahlen wir die Zeche mit einem gestörten Schlaf und häufig mit einer daraus resultierenden Müdigkeit. Hat sich die Schlafstörung erst einmal eingestellt, beginnt das Jammern und Klagen und die Furcht vor der Nacht wächst, was wiederum unserem Schlaf nicht gut tut. Das andere Extrem sind Übergewichtige, die in der Nacht oft nach Luft schnappen, in einen komaähnlichen Zustand verfallen und aus einer an sich durchgeschlafenen Nacht zerschlagen, müde und mit Kopfschmerzen erwachen. Die neueste ICSD (International Classification of Sleep Disorders) unterscheidet fünf Schlafstörungen:
1. nächtliche Atemstörungen (Leitsymptom: Tagesmüdigkeit und Einschlafattacken)
2. Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien) mit dem großen Paket der mit ruhigem Schlaf unvereinbaren vegetativen und kognitiven „Einpeitschern“ Stress, Reizüberflutung und Sorgen (Leitsymptom: Müdigkeit und Nervosität)
3. körperliche nächtliche Sensationen, die den Schlaf stören (Parasomnien und Bewegungsstörungen). Leitsymptome sind dabei nächtliche Unruhe und Tagesmüdigkeit
4. Krankheiten, die mit zu viel Schlaf und Tagesmüdigkeit einhergehen (Leitsymptom: Müdigkeit)
5. Schlafstörungen, die durch einen gestörten Eigenrhythmus hervorgerufen werden (Leitsymptom: Einschlafstörung)
Dazu gesellen sich organische Erkrankungen, die nächtliche Schmerzen oder Stoffwechselveränderungen hervorrufen, die mit Schlaf unvereinbar sind. Auch eine ganze Reihe von psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen oder Psychosen haben als Leitsymptom Schlafstörungen und müssen vom Fachmann beurteilt werden.
Mein Anliegen ist es, ihr Bewusstsein gegenüber ihrem vegetativ einfach dringend notwendigen Eigenrhythmus zu wecken. Auf dieser Webseite erhalten Sie ferner wichtige Ratschläge und Tipps für die allgemeine Schlafhygiene und den Umgang mit Schlaf. Sollten Ihnen diese Ratschläge nicht weiterhelfen, stehe ich Ihnen als ausgebildeter Schlafmediziner gerne zur Verfügung – nach ausführlicher Beratung kann es zudem sinnvoll sein, Ihren Schlaf in einem Schlaflabor mit angeschlossener Schlafambulanz überprüfen zu lassen, weil man gewisse Störungen auch durch die beste Selbstbeobachtung nicht spüren kann. Dabei wäre es natürlich fatal, eine an sich organische Schlafstörung über die psychische Komponente behandeln zu wollen – auch wenn die Psyche bei Schlafstörungen eine große Rolle spielt.
An dieser Stelle eine kurze Bemerkung zu dem oft mit einem leicht negativen Touch behafteten Wort „Psyche“. In erster Linie nimmt ein Patient seine Beschwerden, wie auch immer sie geartet sein mögen, selbst war. Der Mensch ist ein ganzheitliches Wesen – und da das Gehirn das komplette System Mensch steuert, macht es wenig Sinn die Psyche aus dem System gesondert herauszunehmen, da sie eine extreme Korrelation zur Organik hat. Jeder Patient nimmt seine Beschwerden – in diesem Fall seine Schlafstörungen – mehr oder weniger belastend war – und danach hat sich der behandelnde Mediziner zu richten. Nur weil unter Umständen keine organische Ursache gefunden wird (was bei der Komplexität des menschlichen Systems kein Wunder ist) heißt dies nicht, dass die Beschwerden nicht bestehen. Unser Bewusstsein erschafft die Realität. Wenn man ganzheitlich denkt, ist das System Mensch derart komplex, dass man bei nahezu jeder Erkrankung nicht darum herum kommt, dass man sowohl das Gehirn des Patienten, als auch das des behandelnden Arztes einschaltet.
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Schlafstörungen